Nein – es war nicht der Winterschlaf, der mich an der Beantwortung des Rätsels gehindert hat. Jetzt kommt sie, mit ganz viel Verspätung, die süße Lösung des Rätsel
Im Barrio Gotico, dem gotischen Viertel Barcelonas, sind die meisten Cafes keine Cafes, sondern Xocolaterias oder Churrerias – wie zum Beispiel die altehrwürdige Xocolateria Granja la Pallaresa. Und da liegt des Rätsels Lösung: Man trinkt dort keinen (..oder nur selten) Cafe und isst keinen Kuchen. Stattdessen sind Churros und Ensaimadas angesagt – und der Katalane trinkt dazu jede Menge fast schwarze, sämig dickflüssige Schokolade, an die man erst herankommt, nachdem sich durch einen Riiiesenberg von Sahne durchgelöffelt hat.
Die Granja Pallaresa in der Calle Petritxol ist eine der alten, traditionsreichen Xocolaterias, eher Kneipe als Cafe, mit schmucklosem Mobiliar und – wenn der Laden leer ist – eher tristem Ambiente. Aber: Der Laden ist nie leer! Vom frühen Morgen an pilgern Groß und Klein hierher, oft stehen hier sechs-, achtköpfige Familien Schlange, bis sie endlich einen Tisch ergattern und wenige Minuten später rasende Kellner Riesentabletts mit Bergen von Churros, Xocolate und Nata – Schlagsahne – bringen.
Sahne, Sahne, Sahne – soviel Sahne hab ich mein Lebtag noch nicht auf einem Haufen gesehen. In 20-Liter-Eimern wird die Sahne hinten aus der Küche nach vorne zum Tresen gebracht. Sahne sparen ist hier Sünde. Sahne macht glücklich. Daran zweifelt spätestens nach einer halben Stunde in der Pallaresa keiner mehr. Strahlende Kinder-Kuller-Augen mit den Sahne-Schoko-Rändern um die kleinen Mäulchen sind ein Beweis, der über jeden Zweifel erhaben ist.