„Auch heute schon weiß man, dass eine ausgeglichene normokalorische Diät eine Adipositas mit ihren tödlichen Folgen verhindern kann. Dennoch sind 23 Prozent der Deutschen fettsüchtig. Wenn es für die Ernährungsberatung nicht genügend Geld gibt, ist die Ernährungsforschung wenig wert.“ – so die kluge Schlussfolgerung von Beate Schumacher im heutigen Leitartikel der ÄrzteZeitung. Unter dem Titel „Viele Studien mit wenig Nährwert“ kritisiert die Autorin zunächst die Flut von Beobachtungsstudien, deren Ergebnisse durch die Bank mit Vorsicht zu genießen sind. Derzeit ist es Mode, diese zu Recht kritisierte Schwachstelle der Ernährungsforschung als Totschlagargument für die Ernährungsberatung zu benutzen: „Bei derart schwachen Forschungsergebnissen kann doch auch die Ernährungsberatung nichts taugen.“ Das ist jedoch ein Fehlschluss und als solcher ausgemachter Unsinn – schließlich fordert ja auch niemand die Einstellung der medizinischen Krebstherapie, nur weil im einzelnen weder die genauen Ursachen bekannt sind noch ein Allheilmittel gefunden ist.
Also: Glückwunsch, Frau Schumacher, für diese kluge Schlussfolgerung, hinter der sicher auch die Erkenntnis steht: Was die Ernährungsforschung täglich an Ergebnissen auswirft, hat für die Ernährungsberatung zum großen Teil wenig Relevanz. Wenn heute eine Studie das Ergebnis bringt, dass sich das Risiko für Myokardinfarkt und Schlaganfall um 39 Prozent senken lässt, wenn man täglich acht Gramm Schokolade nascht, dann wird wohl kein Ernährungsberater morgen acht Gramm Schokolade in seine Kostpläne einbauen. In der Praxis orientiert sich ein zertifizierter Ernährungsberater (leider gibt es immer noch keine geschützte Berufsbezeichnung!!) immer an der Situation des Klienten und sicher nicht an den tägliche neuen zweifelhaften Ergebnissen irgendwelcher Beobachtungsstudien.
Hi,
Toller Beitrag, da kann ich nur zustimmen!
Lg
Ich kann Toby nur zustimmen. Gerade in den letzten Jahren schießen die Online-Abnehmprogramme aus dem Boden.
Individualität Fehlanzeige!
Ein Ernährungsplan für jedermann und jederfrau.
Dabei wird keineswegs auf den Alltag, Allergien, kulinarische Vorlieben, etc. eingegangen. Ernährungsberatung kann jeder anbieten und Ernährungsberater kann sich jeder nennen. Aktuell nimmt dieser Trend allerdins überhand.
Viele meiner Klienten haben bereits schlechte Erfahrungen mit standardisierten Programmen gemacht und merken erst im persönlichen Gespräch, was individuelle Ernährungsberatung wirklich ausmacht.
Guter Kommentar. Bin gespannt, wann auch die Forscher und die Politiker erkennen, dass Ernährungsberatung nur individuell funktionieren kann und man das nicht theoretisch auf dem Papier für alle fest machen kann…
Super Kommentar!
Vielen Dank!
Bin gespannt, wann die Politik dass endlich begreift und umsetzt!
Christof Meinhold
Leiter des AK Grundsatzfragen der Ernährungstherapie im http://www.vdoe.de
Danke für diesen tollen Beitrag. Ich hoffe, die Erkenntnis komt da an wo entschieden wird.
Ja, so ist es! Super Kommentar. Danke Friedel!
Maike