Das hat dem US-Wahlkampf noch gefehlt: Gestern hat Donald den Ronald gegeben – an der Fritteuse einer McDonald’s-Filiale im umkämpften Bundesstaat Philadelphia. Wie immer hat er dabei einen auf dicke Hose gemacht und Kamala Harris in unterirdischer Rhetorik beschimpft. Der Wahlkampf ist in der Frittenbude angekommen – dort, wo er seinem geistigen Nährwert entsprechend hingehört: Nutriscore E -wie eklig. Trumps Auftritt war die dummdreist-hemdsärmelige Revanche für Harris’ Geschichte vom Aushilfsjob bei McDonald’s während ihrer Studentenzeit in den 1980ern – eine Geschichte, mit der sie den Amerikanern wohl beweisen will, Teil der viel beschworenen Mittelschicht zu sein. Auch Trump will mit seiner Leidenschaft für fettiges Essen volksnah wirken. Während seiner Amtszeit lud er gern zu Burger und Pommes ein, drapierte Pappkartons mit aufgedrucktem goldenen „M“ auf Tischen im Weißen Haus.”
Emily Contois, US-Autorin und Professorin für Medienwissenschaften, beschäftigt sich in ihrer Forschung vor allem mit dem Zusammenhang von Essen und Identität. Ihr Kommentar zu Harris’ Erzählung „Dieser Job macht sie zu einer Person mit Wurzeln in der Mittelschicht und unterstreicht die Erzählung vom amerikanischen Traum, der von harter Arbeit und dem Streben nach Aufstieg geprägt ist“, erklärt Contois. Die Botschaft von Harris an ihre Wähler sei klar: „Ich bin eine von euch, ich bin wie ihr“. Dass Fast Food bürgernah ist, hat schon Gerhard Schröder weidlich genutzt, in dem er seine kulinarische Vorliebe für Bratwurst und Faßbier immer wieder mal öffentlich zelebrierte. In den USA könnten die “Fast-Food-Relations” von Donald und Kamala sogar das Zünglein an der Wahlurne sein, so die Vermutung einiger politischer Kommentatoren. In einem Beitrag in der WELT AM SONNTAG schreibt der US-Korrespondent Laurin Meyer: “Das Rennen um die US-Präsidentschaft wird auch an der Fritteuse entschieden.”
Wie auch immer das ausgehen mag – die größten Gewinner dieser absurden Polit-Satire stehen jetzt schon fest: McDonald’s und die Adipositas. Die Bilder und Clips vom Burger-Trump sind sofort US-weit in den sozialen Medien viral gegangen – und McDonald’s natürlich immer mit dabei. Abermillionen kostenlose Clicks – was für ein Fest für den FastFood Riesen. Und was für ein Sieg für das Image des FastFood. Wen wundert’s, wenn da das Wahlvolk denkt, dass FastFood doch nicht wirklich schlecht sein kann, wenn sogar die Großen und Wichtigen, die mit dem “guten Geschmack”, ihre Bäuche ohne Hemmung und schlechtem Gewissen damit füllen. Mit einem Anteil von 42% der erwachsenen Bevölkerung ( bei einem BMI über 30) gehören die USA zu den Ländern mit den höchsten Adipositasraten weltweit. Im Jahr 2020 waren die Vereinigten Staaten nach Zahlen von Euromonitor international das Land mit dem höchsten pro Kopf Konsum von abgepacktem Junkfood weltweit. Aber schlimmer geht immer. Und: Gewinnt Trump, wird die Wahlparty auf jeden Fall mit vollem Container Fast Food gefeiert. Verliert er, wird der Kummer unter Tonnen von Fast Food begraben. Enjoy!
Dr. Friedhelm Mühleib