Was soll man sagen zu diesem traurigen Talk gestern Abend bei Maischberger, bei dem fünf Leute zum Thema “Karotten gegen Krebs, Fisch gegen Herzinfarkt: Essen – die beste Medizin?” unentwegt durcheinander und aneinander vorbei redeten? Der wichtigtuerische Selbstdarsteller Dr. Gunter Frank ( ..der seine Rhetorik anscheinend für unwiederstehlich hält und offensichtlich die Pollmer-Nachfolge in den Medien antritt) stand wieder einmal für nichts und war gegen alles, wofür andere sind. Der Mediziner und Wissenschaftsjournalist Dr. Werner Bartens strapazierte die Geduld des Zuschauers mit dem gebetsmühlenartig wiederholten Kernsatz „Die Wissenschaft hat nichts bewiesen“. Dagegen kam die kompetenteste, sachlichste und sympathischste Teilnehmerin der Runde, die Klinikchefin und Fastenärztin Dr. Francoise Wilhelmi de Toledo zwar zu Wort, wurde aber leider vom Gehabe der Kerle immer wieder übertönt. Wieder einmal haben wir nichts dazugelernt – der geistige Nährwert der Sendung blieb bei null. Empfehlung: Bloß nicht auf der Website noch mal reinschauen in die Sendung!
Dazu passt, was der in Amerika lebende Geisteswissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht heute in der Welt zur deutschen Debatten-Kultur sagt. Unter dem Titel „Die Deutschen nerven mit ihrer Rechthaberei” kommt er unter anderem zu dem Schluss:
Gumbrecht: Ich finde faszinierend, dass die Gattung der Talkshow in Deutschland überhaupt nicht läuft.
Die Welt: Nicht? Es gibt Unmengen davon.
Gumbrecht: Aber Originalität? Und ein echtes Gespräch? Das sind Sendungen, die dreißig Stunden laufen könnten, ohne dass sich irgendeine Position verschiebt oder verändert.
Das ausgesprochen lesenswerte Interview findet sich in voller Länge hier: