Wofür es sich zu leben lohnt – darüber hat der österreichische Philosoph Robert Pfaller ein ganzes Buch geschrieben – und damit ein Plädoyer gegen moderne Genussfeindlichkeit und für mehr Lebensfreude vorgelegt. Heute druckt der Kölner Stadt-Anzeiger (leider nur in Print) unter dem Titel „Man muss nicht immer vernünftig sein“ ein ganzseitiges Interview mit dem Genussprediger, in dem er sein Credo präzisiert: „Was uns abhanden gekommen ist, sind nicht die Genüsse, sondern die Fähigkeit, sie als lustvoll zu erleben. Das Zwiespältige, das jedem Genuss anhaftet, ängstigt uns heute nur noch. Das ist das Neue.“
Etwas später vertieft Pfaller dann: „Auch die postmoderne Spaßkultur ist letztlich so eine feige Art von ‚Bier ohne Alkohol‘: Sie will einfach nur Spaß – aber nicht das Mühsame und Verbindliche der Wahrheit, das der Erheiterung durchaus anhaften kann.“ Das hört sich dann schon etwas erklärungsbedürftig an – wenn nicht sogar zuächst einmal etwas verworren. Pfallers Grundideen sind zweifellos verlockend. Immer vernünftig sein – wer möchte schon ein solches Leben, das auf einer Geraden ohne Abweichungen verrinnt. Aber wo wird der ‚echte Genuss‘ zu dem Pfaller ermuntert, zum unnötigen Risiko? Aus seiner Sicht meiden viele das Rauchen, Trinken, ungesunde Essen, den Sex, das Feiern, den Müßiggang, das Flirten usw. aus übertriebener Ängstlichkeit. Feiern, Müßiggang, Flirten – ok! Aber bei Rauchen, Trinken, Essen, Sex ohne Maß und Ziel und (Selbst-)Schutz sollte man vielleicht doch an Lungenkrebs, Leberzirrhose, Adipositas und Aids denken – oder?
Allen Tellerrand-Lesern ein genussvolles Wochenende!