Ernährungsbildung ist wichtiger denn je. Laut einer aktuellen Studie haben britische Schulkinder häufig keine Ahnung mehr, woraus alltägliche Lebensmittel hergestellt werden – fast jeder Fünfte glaubt, Nudeln bestünden aus Fleisch. Wie der Spiegel berichtet, hat die Studie ermittelt, dass ca. ein Drittel der Grundschulkinder meint, dass Käse aus Pflanzen gemacht wird. Fast genauso viele vermuten, dass auch Brot vom Tier kommt. Und dass Fischstäbchen aus Hühner- oder Schweinefleisch gemacht werden, glaubt jedes vierte Grundschulkind. Damit solche Entwicklungen verhindert werden, ist brauchen wir mehr Ernährungsbildung. In diesem Sinne setzt nicht nur der am Montag verliehene neue Bundespreis Verbaucherschutz für den aid Ernährungsführerschein ein Zeichen – wobei die Frage, ob er wirklich den Landfrauen oder irgend jemand anderem gebührt, eigentlich Nebensache ist.
Eine weitere beispielhafte Aktion für mehr Ernährungsbildung ist das bundesweite IN FORM Projekt “KLASSE,KOCHEN”: Gestern gaben Bundesernährungsministerin Ilse Aigner und Fernsehkoch Tim Mälzer zusammen mit einer der Gewinner-Klassen in Hamburg die zehn Preisträger des Projektes bekannt. Die Preisverleihung war der Höhepunkt des Wettbewerbs, zu dem das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), Tim Mälzer und die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit dem Küchenhersteller Nolte im vergangenen Jahr aufgerufen hatten. “KLASSE, KOCHEN! ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit von Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft um Schulen bei der Umsetzung von Gesundheit und Bildung zu unterstützen.”, sagte Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, und Tim Mälzer kommentiert:
40 Prozent der Schüler finden Kochen „cool“, heißt es in der Pressemeldung des BMELV zur Preisvergabe: „Nicht nur der neue Teilnahmerekord, auch Umfragen zeigen, dass die Themen Kochen und Ernährung bei den Schülerinnen und Schülern hoch im Kurs stehen. Eine Schülerbefragung kam im Oktober 2012 unter anderem zu folgenden Ergebnissen: Zwei Drittel der Kinder und Jugendliche würden gerne in der Schule kochen lernen – doch nur jeder Fünfte hat diese Erfahrung bereits gemacht. Von wegen Fast- Food-Generation: 80 Prozent finden gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie wichtig, je 82 Prozent gaben an, zu Hause am häufigsten frisch Gekochtes zu essen und auf eine gesunde Ernährung zu achten. Ebenfalls bemerkenswert: Zwei Drittel der der Schülerinnen und Schüler zwischen acht und 18 Jahren interessieren sich fürs Kochen, 40 Prozent finden Kochen sogar „cool“. (forsa-Befragung von 1.006 Kindern und Jugendlichen zwischen acht und 18 Jahren, Oktober 2012).“ Wenn das kein Lichtblick ist!
Das Interesse für Lebensmittel und Zubereitung ist bei Kindern und Jugendlichen offensichtlich da. Das ist ein Lichtblick. Trotzdem muss man sehen: Ernährungsführerschein, KLASSE,KOCHEN und ähnliche Projekte sind gut gemeint, aber nach wie vor nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sobald da etwas passiert, gibt’s mächtig PR. Das hilft aber der breiten Masse von Schülern und Jugendlichen nicht weiter, denn da es sich bei den Maßnahmen um Projekte handelt, kommt nur bei ganz wenigen etwas davon an. Von flächendeckender Ernährungs- und Verbraucherbildung sind wir noch meilenweit weg. Ich meine: Gute Ansätze – doch es muss noch viel, viel mehr geschehen!
Das gibt ja Hoffnung. Lange Zeit sah es danach aus, als ob die Ernährungslehre in Schulen und Erwachsenenbildung eine reine Kopfsache war und auf den Tellern in Haushalten und Restaurants nicht mehr Nudeln und Schnitzel lagen, sondern kalorienliefernde Ansammlungen von Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten. Ich glaube sofort, dass Schulkinder mit selbstgebrutzeltem Essen zu begeistern sind (das weiß ich von meinen Enkelkindern). Ich fürchte aber, dass wir die Generationen davor bis aufwärts zu den Ü 60-Jahrgängen für die Essens-Zubereitung weitgehend verloren haben. Angefangen hat es in den Wirtschaftwunderjahren, als man merkte, dass Fertiges billig zu haben war und Selbstgemachtes zuviel Zeit kostete. Zeit, deren Effektivität wir immer nur in Minuten und nicht an ihrer Qualität gemessen haben. Da dreht sich gerade was und ich bin froh, dass ich das noch erleben darf……
Ja, das ist doch wirklich ermutigend. Ich könnte mir vorstellen, wenn die Kids selbst mal ein Brot gebacken oder Nudelteig gemacht haben, dass dann auch so verwegene Ideen wie bei englischen Kids, Brot = Tier und Fischstäbchen = Huhn gar nicht erst aufkommen. Dieses Unwissen ist so absurd, dass man es gar nicht glauben mag. Deshalb sind Projekte wie “Klasse Kochen” alle Mal wünschenswert. Aus meiner Sicht, ein wichtiger Beitrag zu einer gesunden Generation Zukunft.