Wenn eines in der Ernährungswissenschaft als sicher galt, dann dies: Gesättigte Fettsäure, wie sie in erster Linie in tierischen Fetten (fettes Fleisch, Wurst, Milch, fetthaltige Milchprodukte) vorkommen, sind im Gegensatz zu den einfach- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren die “bösen” Fette: Sie verstopfen unsere Arterien und führen zu Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen schlimmen Erkrankungen. Dieses Dogma wankt. Meine Kollegin Ulrike Gonder – Oecotrophologin, Publizistin und Expertin beim Thema Fett, schreibt dieser Tageauf Ihrer Website:
„Die große europäische EPIC-Studie fand keinen Zusammenhang zwischen dem Fettverzehr und dem Gewichtsverlauf über die Jahre – weder für gesättigte noch für ungesättigte Fettsäuren. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass ihre Daten die Empfehlung fettarmer Kostformen zur Vorbeugung von Übergewicht NICHT stützen! Zudem ist in der wissenschaftlichen Literatur mehrfach publiziert, dass Milch und fettreiche Milchprodukte das Risiko für Herz- und Hirninfarkt eher senken als erhöhen. In zwei neuen Meta-Analysen werden die gesättigten Fette ebenfalls rehabiliert: Sowohl ein internationales Expertenteam als auch ein Team renommierter Fettexperten aus den USA fand kein erhöhtes Herz- oder Gefäßrisiko mit steigenem Verzehr gesättigter Fettsäuren.“
Der Münchner Ernährungswissenschaftler und Publizist Dr. Nicolai Worm sieht die wissenschaftliche Beweislage ähnlich und meint in seinem neuesten E-Mail newsletter: „Es ist schon erstaunlich: Da werfen anerkannte und höchst einflussreiche Ernährungsforscher im wichtigsten Fachjournal der Ernährungswissenschaft die gesättigte Basis unserer etablierten Ernährungslehre von DGE & Co über Bord – und niemand interessiert sich dafür. Bis heute habe ich keine Meldung und keine Schlagzeile in den deutschen Medien dazu entdeckt.“ Ulrike Gonder fragt sich: „Wo ist die Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung dazu? Wann werden die Ernährungsempfehlungen der Fachgesellschaften revidiert? Diabetiker, Patienten mit Metabolischem Syndrom, Übergewichtige, Krebspatienten – sie alle würden von einer fettliberaleren Kost profitieren.“
Wer sich für das Thema interessiert, findet zum Thema Fett eine sehenswerte Fernsehdokumentation unter dem Titel “Unser liebster Feind: Das Fett“ auf arte.tv
Wie soll man sich als Laie eigentlich noch zurechtfinden. Erst gestern wurde im TV ein Versuch gezeigt, in dem sich eine Dame, die sich bislang bewusst “mediterran” (mit ungesättigten Fetten) ernährte, drei Wochen lang konsequent nur mit Fast Food (explizit gesättigten Fetten) ernährte. Im Gegenzug dazu stellte ein übergewichtiger Fast-Food-Esser seine Ernährung für den selben Zeitraum auf konsequent mediterran um. Die Blutuntersuchungen sollen am Ende des Versuches, so jedenfalls die Angaben der Fernsehärzte einschlägige Bände gesprochen haben: Die Dame, die auf Fast-Food umstieg, hatte 2 kg zugenommen (trotz gleicher Kalorienzahl) und deutlich erhöhtere Cholesterin-Werte. Genau das Gegenteil soll das Blutbild des auf mediterrane Ernährung umgestiegenen Herrn ergeben haben. Also doch wohl eindeutig ein Plädoyer für ungesättigte Fette, würde man als Laie vermuten. Aber nun ist das alles offenbar ein Irrtum, Zufallsbefund oder was? Ebenso wurde in der Sendung “Da wird mir übel” neulich ein Rededuell zwischen einem Milchbefürworter und Milchgegner gezeigt. Demzufolge ist Milch nicht annähernd so gesund oder wichtig für den Menschen wie immer behauptet. Im Gegenteil. Dabei seien jedoch 95 Prozent der Studien von der Milchindustrie in Auftrag gegeben. Daher die aggressive Werbung PRO Milch. Die restlichen 5 Prozent unabhängige Studien sollen, so das Resümee der Sendung eindeutig darauf hinweisen, dass Milch nicht geeignet für Menschen ist, also auch kein geeigneter Kalziumlieferant. Aber diesem Beitrag hier zufolge stimmt das dann auch nicht???