Die Belgier sind Gourmets. Das merkt der Deutsche spätestens dann, wenn er in unserem Nachbarland anderes zu sich nimmt als Fritten – die dort übrigens in der Regel auch von bester Qualität sind. Der Belgier an sich mag des öfteren ein Stück saftiges Fleisch auf seinem Teller. Schließlich verzehrt er rein statistisch gesehen knapp 10% mehr Fleisch pro Kopf und Jahr als der Deutsche. Um so lobenswerter ist nun die jüngste Aktion der historischen Stadt im Nordwesten Belgiens, deren Stadtverwaltung ihre Bürger aufruft, künftig den Donnerstag zum fleischfreien „Veggiedag“ zu machen. In den städtischen Kantinen zumindest will man das Vorhaben konsequent umsetzen: Politikern und städtischen Angestellten werden ab sofort donnerstags nur noch vegetarische Gerichte angeboten. Auch für die Genter Schulen wird es ab September einen fleischlosen Tag geben.
Auch die zahllosen Touristen, die täglich an den pittoresken Altstadt-Fassaden vorbei pilgern, sollen sich im fleischlosen Genuss üben. Immerhin hat die 240.000-Einwohner-Stadt hat eine höhere Dichte an vegetarischen Restaurants als viele andere Großstädte. Mehr als 90 davon gibt es in Gent. Damit die auch besser gefunden werden, hat die Stadt bereits einen “vegetarischen Stadtplan” drucken lassen. Mit dem verordneten Verzicht auf Fleisch möchten die Genter zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen soll die Ernährung gesünder werden, zum anderen könne dem Klima geholfen werden: Weniger Fleisch zu essen sei der größte Schritt, den man machen könne, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern, heißt es auf der entsprechenden Website der Stadt (s. o.)
Wohl bekomms meint: Bravo! Falls die Sache den Genter Politikern ernst ist, setzen sie damit ein Zeichen für eine nachhaltige Lebensstiländerung. Warum wir alle unseren Fleischverzehr reduzieren sollten, dafür liefert z.B. der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Claus Leitzmann u. a. folgendes Argument: „Ethisch ist es nicht vertretbar, dass durch Massentierhaltung Millionen von Tieren nur ein kurzes erbärmliches Leben führen, nur damit wir unseren Appetit stillen können. Diese gilt auch in sog. Entwicklungsländern. Tierische Produkte sind für die Gesundheit des Menschen nur in geringer Menge erforderlich, die eine ökologische Landwirtschaft mit artgerechter Tierhaltung liefern kann. Kleine Anteile qualitativ hochwertiger Erzeugnisse sind für den bewegungsarmen Wohlstandsbürger aus gesundheitlicher, ökologischer und eben aus ethischer Sicht wesentlich zuträglicher als die derzeit im Durchschnitt verzehrten Mengen an qualitativ teilweise fragwürdigen Produkten.“ (Zitat aus einem Vortrag, kürzlich gehalten auf einer Tagung des Verbandes der unabhängigen Gesundheitsberater UGB).