Wenn man den Bock zum Gärtner macht, kommt selten Gutes dabei raus. Wenn man den Koch zum Forscher macht, noch seltener. Millionen Deutsche quälten sich bis dato verzweifelt mit ungelösten Ernährungsfragen: „Was ist gesunde Ernährung?, Wie schädlich ist Fast Food? Was darf ich überhaupt noch essen?” Ein Koch aus Hamburg und ein Professor aus Heidelberg haben endlich Klarheit geschaffen und liefern die bahnbrechende Antwort, die durch ihre schlichte Einfalt besticht: „Als gesunder Mensch kann ich mich gar nicht so einseitig ernähren, dass das einen Einfluss auf meine Gesundheit hat, solange ich mich an den Tagesbedarf meiner Kalorien halte.“ Wow! So bringt Tim Mälzer das Ergebnis seiner ersten wissenschaftlichen Studie in einem Satz auf den Punkt – vorgestellt in der ARD am Montagabend zur besten Sendezeit im „Ernährungscheck“. Der Zuschauer lernt: Irgendwie ist Ernährung immer richtig und eigentlich kommt’s im einzelnen gar nicht so besonders drauf an.
Nach diesem Glanzstück der Wissenschaftsberichterstattung kam es am Montag bundesweit zu einem Ansturm auf Fast-Food Restaurants, dessen Auslöser folgender Wortwechsel zwischen Mälzer und dem Professor war: „Würden Sie als Mediziner sagen: Wenn ich fünf Jahre nur Fast Food esse – so konsequent in dieser Diät wie unsere Probanden – dann ist das auch nicht nachweisbar?“ fragt Mälzer, und der Experte antwortet: „Es wäre meine Hypothese, dass es auch nicht nachweisbar ist“. Noch in der Nacht verabredeten sich tausende von Adipösen, Diabetikern, Fettstoffwechselpatienten über Facebook und Twitter zu großen Fast Food Partys am folgenden Morgen. Wie aus dem Vorstand der Vereinigung der Deutschen Selbsthilfegruppen für Essgestörte verlautet, empfindet man den Paradigmenwechsel auf Grund von Mälzers Erkenntnissen als sehnsüchtig erhofften, großen Befreiungsschlag.
Vor den Fast Food Restaurants soll es am Dienstag zu anrührenden Szenen gekommen sein: Demnach kam es zu zahllosen Verbrüder- und Verschwesterungen von Übergewichtigen, Essgestörten, Mangel- und Fehlernährten, die sich weinend in den Armen lagen und laut und befreit schluchzten: „Du darfst“, „Ich will so bleiben wie ich bin“ und „Wir lieben es“. Wie aus dem Wissenschaftsministerium verlautet, soll Mälzer nun die Ehrendoktorwürde und den Förderpreis für das beste Studiendesign des Jahres erhalten. Der Heidelberger Professor ist für die Shortlist des Medizin-Nobelpreises vorgesehen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung wird mit sofortiger Wirkung aufgelöst (.. schließlich gibt es jetzt keine Fragen mehr, die sie zu beantworten hätte). Die Ernährungswissenschaft wird kurzfristig umbenannt in Science of applied fast food.
Letzte Zweifel an seinen Ergebnissen scheint der Jungwissenschaftler jedoch noch hegen, was Mälzers Statement vermuten lässt: „Wer nach dieser Dokumentation rausgeht und sagt: ich kann mir jeden Dreck reinpfeifen, den ich möchte, der hat die Dokumentation falsch verstanden.“ Jetzt wartet die Fachwelt schon gespannt auf Mälzers nächste Erklärungen.
Wer sich Mälzers Ausflug in die wunderbare Welt der Wissenschaft anschauen möchte, der klicke hier: www.ardmediathek.de