„Supergeil“ – unter diesem Titel hat Edeka gestern ein neues Online-Video ins Netz gestellt. Der Spot möchte gerne supergeil sein, ist aber einfach nur geschmacklos. „Hauptdarsteller“ Friedrich Liechtenstein soll darin supercool und superedgy rüberkommen. Tatsächlich wirkt er allenfalls wie ein übergeschnappter Alter, der leicht hüftlahm mit Bierbauch durchs Video tanzt. Die Edeka-Werber haben es mit ihrer kreativitätsfreien Inszenierung geschafft, die Satire und Ironie des Originals von Liechtenstein auf sexistische Altmännerphantasien zu reduzieren. Super-Uschi, Super-Sushi, Super-Muschi, Supergeil. Na großartig! Und wenn sich der Wortschatz des Songs in der Edeka-Version über unerträgliche drei Minuten im Wesentlichen auf „supergeil“ beschränkt, ist das gar nicht mehr cool, sondern einfach nur noch völlig Banane.
Der von der Werbeagentur Jung von Matt/Elbe konzipierte Viralauftritt ist Teil einer breiteren Kampagne zu den Edeka-Eigenmarken und soll speziell jüngeres Publikum erreichen, wie HORIZONT.NET berichtet. Das scheint sogar zu funktionieren: Nach 24 Online-Stunden hat das You-Tube Video immerhin gut 200.000 Klicks. Ob dieses jüngere Publikum dann tatsächlich das supergeile Klopapier bei Edeka kauft? Wer nach diesem unterirdischen Auftritt noch nicht genug hat, kann anschließend auf edeka.de/supergeil von Liechtenstein gesprochene Videogrüße verschicken. Zum Beispiel diesen an einen lieben Kollegen:
Das ist ja fast noch witzisch. Mein persönlicher Gruß an Edeka dazu: Wärt Ihr doch bloß bei der Liebe zu Lebensmitteln geblieben! Auf You Tube meint übrigens jemand: „Edeka sollte mal das Arbeitsklima verbessern, anstatt Geld für Musikvideos auszugeben.“ Das scheint also nicht so supergeil zu sein, das Arbeitsklima. Mitarbeitern und Kunden dürfte sicher noch einiges mehr einfallen, was sich da verbessern ließe.
Wenn ein lüsterner Zausel mit schwarz behaarter Killerplautze (Vorsicht: Kardiometabolisches Syndrom!) in einer weißen Brühe badet und anschließen ein Brühwürstchen als Phallussymbol wie eine Zigartte hält, vergeht mir der Appetit.
Jetzt ist einige Zeit vergangen und es ist das passiert, was die macher dieser Videos erreichen wollten: Diese Videos sind in allen Medien. Das virale Marketing funktioniert, ob es gefällt oder nicht und es wird in den Köpfen bleiben. Ein solches Video für unsere Branche (aber bitte ohne Apfel 🙂 )…
Stimmt, ich kann Frau Hagedorn nur zustimmen. Die Macher dieses Werks, feiern sich und lassen sich feiern, weil sich solche Spots tatsächlich im Netz verbreiten und millionenfach geklickt werden. Zur Krönung gibt’s dann wahrscheinlich auch noch die entsprechenden Auszeichnungen für tolles Marketing. Ist das jetzt gut oder schlecht oder zeichnet sich der Untergang des Abendlandes ab? Ich kann das natürlich auch nicht beantworten – eines scheint mir jedoch klar: Kommunikation mit jungen Menschen funktioniert nun mal nach anderen Regeln als es uns vielleicht gefällt. Die Frage ist nur, lässt sich das auch sinnvoller nutzen, als mit diesen schrägen Marken-Spots?
Ich habe mir jetzt mal drei der Gott sei Dank kurzen Videos angeschaut und natürlich auch das für Mütter. Wenn mir das als Gruß zugesandt würde, dann würde ich am Geschmack meiner Tochter zweifeln. Ich sehe auch keinen Zusammenhang zur Firma. Das Einzige was jetzt wohl in Gang kommt ist, dass die Zugriffszahlen steigen werden. Negative Kritik macht (leider) immer neugierig. 🙁