Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) spricht sich dafür aus, die Zuständigkeit für Ernährung als Strategie der Prävention und Gesundheitsförderung aus dem Landwirtschaftsministerium (BMEL) ins Gesundheitsministerium (BMG) zu verlagern und Strafsteuern z.B. auf Zucker zu erheben. „Das Landwirtschaftsministerium vertritt primär die Interessen der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie“, erklärt dazu Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der DDG. Ob das Thema im BMG tatsächlich besser aufgehoben wäre? Das bleibt zu bezweifeln, denn wenn es so wäre, dass das BMEL die Interessen der Lebensmittelindustrie vertritt (..was eine ziemlich falsche Behauptung ist), ist das BMG in mindestens gleichem Umfang für die Interessen der Ärzte und der Pharmaindustrie tätig, deren vordringlichstes Interesse an der Ernährung bisher der Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln war.
Was beim Engagement des BMG für Ernährungsthemen herauskommt, sieht man am Beispiel der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Dort gab es bis vor wenigen Jahren eine ganze Abteilung, die sich um die Bekämpfung der Adipositas bei Jugendlichen gekümmert hat. Davon ist nichts mehr geblieben. Die Abteilung ist faktisch aufgelöst. Die BZgA ist eine obere Bundesbehörde im Geschäftsbereich des BMG. Damit zeichnet das Ministerium für Änderungen in der strategischen Ausrichtung der BZGA (.. und deren Finnazierung) verantwortlich. Da es im BMG keine Lobby für gesunde Ernährung gibt, wäre in Sachen Ernährung aus diesem Ministerium wohl gar nichts zu erwarten. Ernährung vom BMEL ins BMG – das wäre der Abstieg in den politischen Keller!
Was reitet die DDG, diesen Wechsel zu fordern? Was treibt sonst auf Seriosität bedachte und der Wissenschaft verpflichtete Mediziner zu wüsten Attacken gegen die Lebensmittelindustrie. „Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit fast 9000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland.“ schreibt die DDG über sich. Kurz gesagt ist die DDG die wichtigste Standesvertretung der deutschen Diabetologen. Prävention und Therapie durch Ernährung bzw. diätetische Maßnahmen kommt auf der Website der DDG nur am Rande vor. Da kann es schon befremden, dass die DDG – statt vor der eigenen Tür zu kehren – mit stärksten Geschützen gegen die Ernährungsindustrie, speziell die Zuckerhersteller, zu Felde zieht und für Strafsteuern auf ‚ungesunde‘ Lebensmittel plädiert.
Sehr geehrter Herr Garlichs, wäre es nicht besser, sich erst einmal um eine Optimierung der Diabetestherapie durch die Förderung eines gesunden Lebensstils auf individueller Ebene zu kümmern? Das müsste allerdings mit Hilfe entsprechender Experten – z.B. Ernährungsberater und –Ernährungstherapeuten geschehen – und nicht mit der Forderung nach Steuern. Hausärzte müssten Patienten, deren Laborwerte auf die Entwicklung eines Diabetes hinweisen, schon früh in die Ernährungsberatung schicken. Das wäre im Sinne einer echten Prävention! Genau das passiert aber nicht – weil es dafür keinen finanziellen Anreiz für die Ärzte gibt. Im Verbund mit mehr Bewegung könnte eine solche echte Prävention Arzt- und Medikamentenkosten in Millionenhöhe einsparen. Aber vielleicht wollen Sie das ja gar nicht, Herr Garlichs. Und die Forderung nach der Zuckersteuer soll nur ablenken davon, dass Sie das nicht wollen? Deshalb hier die Forderung: Strafsteuer auf unreflektierte Äußerungen von Diabetologen beim Versuch, sich als Möchtegern-Politiker zu profilieren.