Die SPD hat ein Positionspapier zur Ernährungsarmut in Deutschland mit Fokus auf die Situation von Kindern verfasst. Leider hat das niemand bemerkt und keiner gelesen – ist jetzt auch schon fast drei Monate her. Das Ganze wirkt wie die eilig hin gehudelte Hausarbeit eines mittelmäßig interessierten Studenten für ein Seminar zur Ernährungspolitik. Schnell mal gegoogelt, was die Suche auf den ersten Seiten zum Thema findet. Dann werden die vorwiegend ollen Kamellen ohne viel Sinn und Verstand zusammengeschrieben, begleitet von einem gerüttelt Maß an Eigenlob (.. damit alle kapieren, wofür alles die SPD in der Ernährungspolitik kämpft und gekämpft hat).
Ergebnis ist eine Ansammlung ernährungspolitischer Binsenweisheiten, die unter der Überschrift „Was wir brauchen…“ in einen Katalog von 13 Forderungen mündet, die einfallsloser kaum sein könnten. Unter den wohlfeilen Maßnahmen sucht man Neues oder Innovatives vergebens. Los geht es mit dem Ruf nach der Einführung verpflichtender DGE Standards für das Essen in allen Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung. Was soll das denn für die Verminderung der Ernährungsarmut bringen? Es folgt die Verurteilung der altbekannten Sündenböcke, verbunden mit den entsprechenden Forderungen an sie (Lebensmittelindustrie bestrafen, Werbung verbieten, Süßgetränke, Fleisch, Zucker reduzieren etc.). Auch das mag bestenfalls – wenn überhaupt – zu einer ‚besseren‘ Ernährung beitragen. Aber was soll dies alles an der Ernährungsarmut ändern? Auch die Forderung nach mehr und besserer Kennzeichnung (Nutriscore) darf nicht fehlen. Welch edle Einfalt, wenn Sozialdemokrat*innen glauben, dass Menschen aus einkommens- und bildungsschwachen Schichten das lesen, verstehen und umsetzen würden! Zum Ende hin wird dann (endlich!) auch die Notwendigkeit von mehr Ernährungsbildung auf der Basis von praktischem Ernährungswissen erwähnt, möglichst in Form eines ganzheitlichen Ansatzes, der in die Lern und Lebenswelt Kita und Schule integriert werden soll. Abgesehen vom Schulthema ist nirgends die Rede von Setting-orientierter Verhältnisprävention. Die Eltern der betroffenen Kinder spielen aus SPD- Perspektive offensichtlich gar keine Rolle. Sie werden im Papier nicht erwähnt.
Dass weder Medien noch Experten auf dieses Sammelsurium von Vorschlägen aus der Mottenkiste reagiert haben, scheint nicht nur ein Zeichen für die mangelnde Diskussionswürdigkeit des Papaier zu sein, sondern auch dafür, dass sich für die Ernährungsarmut in Deutschland, speziell die von Kindern, tatsächlich kein Mensch interessiert. Für mich ist das Papier ein echtes Armutszeugnis. Ich lege es jetzt dort ab, wo es hingehört: Ablage P.