Anscheinend ist das Sommerloch chronisch geworden und taucht nun schon im zeitigen Frühjahr auf. Nicht zu fassen: „Warum Sie niemals zu heißen Tee trinken sollten“ – so oder ähnlich lauten die Schlagzeilen, die in den letzten paar Tagen durch den Blätter- und Web-Wald wandern. Vom Stern über zahllose Tageszeitungen bis hin zu Fitbook und dem Gesundheitsportal der deutschen Apotheker aponet.de haben die Medien querbeet über eine bahnbrechende Studie der Teheran University of Medical Sciences berichtet, deren Ergebnis lautet: Wer seinen Kaffee oder Tee zu heiß trinkt, erhöht damit sein Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, um 90 Prozent.

Die Japaner sagen: “Ein heißer Tee erfrischt den Geist.” Wenn der Tee allerdings zu heiß ist, verätzt er die Gurgel, sagt die Wissenschaft.

Das ist ungefähr so überraschend wie die Tatsache, dass das Risiko von Verbrennungen bei Menschen, die gerne mit dem Feuer spielen, um 90% steigt. Zudem weiß inzwischen wohl jeder, dass alles, was “zu” ist, der Gesundheit nicht bekommt: zu heiß, zu fett, zu viel, zu süß und so weiter.  Da wäre doch mal eine Hintergrundstory mit der Schlagzeile fällig: “Warum Journalisten niemals zu dünne Geschichten schreiben sollten”.  Für wie doof und unbedarft wird der Leser gehalten, wenn diese klein-kleine Teemeldung in den Medien kursiert, als hätte man gerade den ernährungswissenschaftlichen Stein der Weisen gefunden? Natürlich fragt man sich auch, wer diese Belanglosigkeit ausgegraben hat, und warum die ganze Journaille sofort darauf angesprungen ist. Ausgegraben hat sie die Deutsche Presse- Agentur (dpa). Dort weiß man, dass die (Krebs-)Gefahr aus der Nahrung als Schlagzeile immer geht, sogar wenn sie – wie in diesem Fall – ‘nur’ im heißen Wasser lauert. Hat ja auch prima geklappt und wenigstens die dpa-Kasse (ein bisschen) zum Klingeln gebracht.

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