Das Leben ist schwer – vor allem das Leben als Verbraucher. Täglich neue Begriffe, die niemand versteht. Demnächst soll es, so lese ich heute Morgen, ein Verfallsdatum für Verbraucher geben. Christian Schmidt, unser Bundesernährungsminister, hat sich das ausgedacht. Aber was bitte soll das bedeuten ? Mein erster Gedanke: Es kann sich dabei nur um das Datum handeln, ab dem Oma den Aldi-Markt nicht mehr betreten darf. „Wir müssen draußen bleiben“ – auf den Schildern, die Waldi am Zutritt hindern, kommt ein Icon für Oma und Opa dazu.
Damit liege ich daneben, wie die weitere Lektüre zeigt: Das Verbrauchsverfallsdatum – so die vollständige Bezeichnung – soll eine Art Ungenießbarkeitsdatum sein. Nein, nicht für Omas, die ranzig riechen, sondern für Lebensmittel, die zu stinken beginnen. Es soll vor allem für leicht Verderbliches gelten, so Schmidt, “so dass die Verbraucher einen Korridor erkennen können zwischen Mindesthaltbarkeit und dem tatsächlichen Verfall eines Produkts”. Wäre nur noch zu klären, ob das Ungenießbarkeitsdatum des Verbrauchsverfallsdatums vor dem Ablauf seines Mindesthaltbarkeitsdatums liegt – oder umgekehrt. So ist das Verbrauchsverfallsdatum ein löbliches, aber schwieriges Unterfangen mit vermutlich geringer Mindesthaltbarkeit, das auf dem Mist eines Ministers gewachsen ist, bei dem sich nun die Frage stellt: wann ist eigentlich das Ungenießbarkeitsdatum des Erfinders überschritten?
Der Minister erwägt übrigens auch neue Methoden, die Haltbarkeit zu deklarieren. So könnte ein Joghurt sein Verfallsdatum künftig selbst bemerken. Sensitive Folien auf den Deckeln von Joghurtbechern könnten, so der Minister, farblich anzeigen, ob das Produkt noch genießbar ist oder nicht. Absurdistan lässt grüßen. Aber praktisch wäre das schon: Wenn erstmal die Etiketten mit uns reden, wird Verbraucherbildung obsolet. Vielleicht lässt sich das Prinzip ja auf Politiker übertragen: Die sensitive Folie auf Aktendeckeln, die automatisch per Bluetooth in den sozialen Medien vermeldet, wenn ihr Träger das Ungenießbarkeitsdatums überschritten hat. Die Einführung dieser Folie wird auf sich warten lassen: Denn dann würde es permanent „Ab in die Tonne“ gehen – kaum ein Politiker würde die Mindesthaltbarkeit von einer Legislaturperiode überstehen.
Sehr schöne Idee, lieber Friedel. Ob aber Aktendeckel das geeignete Medium sind? Akten sind ja so geduldig. Sie können auch hochoffiziell inoffiziell verschwinden. Die Folie gehört an den Träger himself. Wo wollen wir sie hinkleben? Vielleicht Nasenspitze? Damit könnte der Träger wenigstens noch dadurch punkten, dass er “ein Näschen für….” hat.