Warum sind gute Weine für Deutschlands Discounter so wichtig? Weil sie als Lockmittel für Kaufkräftige gelten – besonders dann, wenn es sich um Weine von bekannten Winzern zu Kampfpreisen handelt. Bei ALDI hat man das seit langem verstanden und bietet regelmäßig Weine renommierter Erzeuger zu kleinen Preisen an. Vor Weihnachten ist LIDL zum Angriff übergegangen – mit 100 roten Granaten aus Bordeaux – zu günstigen und trotzdem für einen Discounter stolzen Preisen. Für den teuersten waren immerhin 32,99 Euro zu berappen. Viele davon sollen liegen geblieben sein. Macht nix, sagt man sich wohl in Neckarsulm, und sieht es als Investition ins Image.
Jetzt schlägt das ALDI-Imperium zurück. Vergangenen Sonntag gesehen: In ganzseitigen Anzeigen in der Welt am Sonntag wirbt ALDI bei gutsituierten Kunden mit zwei von der Weinzeitschrift falstaff hoch dekorierten badischen Weinen: Einem Spät- und einem Weißburgunder aus der Edition Fritz Keller – für schwer schlagbare 5,99 Euro pro Flasche.
Keine Frage, die Anzeige macht schon was her – und bei dem Preis zögern Weinfreunde nicht lange, zumal Fritz Keller seit langem als Spitzenwinzer bekannt ist. Ich hab sie beide gekauft und probiert: Die Weine sind durchaus ok – gehobenes Mittelfeld und ein guter Kauf für den Preis. Der Weiße besser als der Rote – der ist gut gemachter Durchschnitt, süffig, ohne Ecken und Kanten, mehr allerdings nicht. Und was die 88 Punkte betrifft: Wer auch immer die beim falstaff vergab, hat leicht übertrieben – und vielleicht einfach dabei gedacht: Egal ist 88.
Des einen Freud, des anderen Leid, was da noch am Ende bei denen übrig bleiben soll, die es produzieren ist ein andere Frage, die dem Käufer wiederum erstmal egal ist. Drum, erstmal Prost!