Gerade kommt mit der Post die November-Ausgabe von essen&trinken rein. Dreimal darf man raten, was auf dem Titel abgebildet ist. Richtig: das Gleiche, wie seit hundert Jahren auf dem Titel jedes Novemberheftes. Plätzchen! Redaktionsleiter Jan Spielhagen hat’s auch nicht leicht. Denn worüber muss er im Editorial schreiben? Über Plätzchen! Er schreibt darüber, dass „in der Redaktion die Vorweihnachtszeit immer schon Anfang September beginnt“ – und er dann wochenlang in der Hamburger Herbsthitze köstliche Plätzchen probieren darf. Zufällig blätterte ich dieser Tage bei irgendeiner Recherche im Novemberheft 2005. Im Editorial freut sich der damalige Redaktionsleiter Peter Ploog – worüber? Über das tolle Gefühl, wenn man einmal „im August in der e&t Versuchsküche gestanden und sich dem unverhofften Adventszauber mitten im Hochsommer hingegeben hat.“ Und dann lobt er die 2005er Plätzchen als etwas, „das man mit nur geringer Übertreibung die endgültigen Plätzchen nennen könnte.“ Armer Peter Ploog, armer Jam Spielhagen – alle Jahre wieder entwickelt ihr die Plätzchen ein Stückchen weiter. Doch zum endgültigen Plätzchen kommt ihr nicht. Rasender Stillstand beim Plätzchenbacken – und in 10 Jahren wird das nicht anders sein.
Oder sind die Dinger dieses Jahr doch endgültiger als je zuvor? Da ist schon noch Luft nach oben. Headline: Plätzchen Poesie. Dahinter: Alte Rezepte mit ein bisschen Schi-Schi, fotografiert auf einem Hintergrund, der aussieht wie osmanische Tapeten. Alles noch meilenweit von der Endgültigkeit entfernt. Die guten alten Kokosmakronen haben einen Klacks Johannisbeergelee oben drauf und heißen jetzt Kokosvulkane – wenn da mal nichts implodiert. Zu allem Übel kommt nun grade noch eine Werbung in meine Mailbox rein: „Die Plätzchensaison ist eröffnet“. Jetzt reicht‘s mir dann auch – draußen hat’s nämlich 23°im Schatten – für mich ist erstmal noch lange goldener Oktober, und die Plätzchensaison wird definitiv noch ganz lange verschoben!