Der Spiegel meldet: Nach den Ergebnissen eine weltweiten Analyse könnte hoher Salzkonsum 1,65 Millionen Leben kosten. Wie sich die Themen wiederholen: Das mit dem Salz, das hatten wir doch gerade erst? Nicht viel mehr als ein Jahr ist es her, dass auf dem Tellerrand aus Anlass eines damals aktuellen Artikels in der taz mit Bezug zu einer Meldung der Harvard School of Public Health zu lesen war: “Millionen Menschen sterben einer Studie zufolge jedes Jahr, weil sie zu viel Salz gegessen haben. Allein im Jahr 2010 verursachte Salzkonsum weltweit 2,3 Millionen Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.” In ähnlichen Varianten – eine dramatischer als die andere – war das damals in vielen weiteren Berichten deutscher Journalisten zu lesen. Einziger echter Fortschritt der neuen Studie im Vergleich zu der aus dem vergangenen Jahr: Sie vermeldet knapp eine Million Tote weniger. Meinem damaligen Fazit: „Salz schadet – vor allem dem Verstand“ ist nicht viel hinzuzufügen, denn an der Ausgangssituation – weltweit wird viel, in den meisten Regionen zu viel Salz verzehrt – hat sich rein gar nichts geändert. Bewiesen sind die behaupteten Zusammenhänge trotzdem nicht.
Bei der aktuellen Studie handelt es sich um eine umfangreiche statistische Analyse, veröffentlich im “New England Journal of Medicine” und erstellt mit Unterstützung der Bill und Melinda Gates Stiftung. Die Forscher sammelten dafür weltweit Daten aus 66 Ländern zur Natriumaufnahme. Insgesamt erfassten ihre Informationen rund 74 Prozent der Weltbevölkerung. Die Messungen beruhten hauptsächlich auf Urintests – und nicht auf Aussagen der Versuchsteilnehmer, was sonst zu Verzerrungen der Ergebnisse führt. Lesenswerter als der recht unreflektierte Spiegel-Bericht dazu ist übrigens der ausgewogenen Artikel von Werner Bartens in der Süddeutschen (…was für Herrn Bartens, wenn er über Ernährung schreibt, gar nicht selbstverständlich ist). Er stellt fest: „Die Autoren wissen allerdings, dass ihre Schlussfolgerungen nur auf Hochrechnungen, Schätzungen und mathematischen Modellen beruhen, da die Daten aus den verschiedenen Ländern in sehr unterschiedlicher Qualität vorliegen. Zudem wird in der Wissenschaft schon lange diskutiert, wie groß der gesundheitliche Nutzen von weniger Salz tatsächlich ist. Zwar ist unbestritten, dass weniger Salz den Blutdruck geringfügig senken kann. Dieser Einfluss schützt jedoch womöglich nicht nur vor Infarkt und Schlaganfall, sondern belastet durch die Gegenregulation des Körpers wiederum stark den Organismus und fordert auf diese Weise Opfer.“
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Dazu zitiert er einen zielführenden Kommentar von Suzanne Oparil von der Universität Alabama, die feststellt “Sowohl zu viel als auch zu wenig Salz kann offenbar das Risiko für Todesfälle und Herzkreislaufleiden erhöhen. So lange es keine seriöse randomisierte Erhebung gibt, die eine normale Ernährungsweise mit den Folgen von eingeschränktem Salzkonsum vergleicht, spricht die aktuelle Untersuchung von O’Donnell dagegen, weniger Salz für die Gesundheit zu empfehlen.” Das kann man so sehen. Man kann den Verbrauchern hierzulande allerdings trotzdem empfehlen, zum einen aus Gründen der Prävention und zum zweiten aus Gründen des guten Geschmacks den Salzverbrauch zu reduzieren. Denn Salz schmeckt nur salzig – wo es doch so viele andere wunderbare Möglichkeiten zum Würzen gibt!
“Denn Salz schmeckt nur salzig – wo es doch so viele andere wunderbare Möglichkeiten zum Würzen gibt!”
ja, und pfeffer schmeckt nur scharf und zucker nur süß. alles überflüssig!
Da haben wir zur gleichen Sekunde die gleiche Botschaft ins Cybernetz gejagt! 🙂
Den Kommentar zu Herrn Bartens allerdings muss ich noch unterstreichen… 🙂
Grüße,
Nicolai Worm