„Wasser spielt eine Hauptrolle in unseren Kollektionen, diesmal als Plisseekaskade im hauchdünnen Chiffon, die bei Wind und Wellen erst richtig zur Geltung kommt.“ In ICON, der Beilage der WELT AM SONNTAG für gelangweilte reiche Frauen, kommen die Designer Johnny Talbot und Adrian Runhof beim Nachdenken über das Element Wasser so richtig ins Schwärmen: „Wasser ist unser Lieblingelement. Kein Tag vergeht, an dem wir nicht von einer Bootstour nach Formentera oder einer aufregenden Nacht am South Beach träumen.“ Viele Menschen haben sehr viel bescheidenere Träumen, wenn Sie an Wasser denken. So berichtet DIE WELT vor Wochenfrist: „Zweieinhalb Milliarden Menschen haben kein WC. Das führt zu Krankheiten und Verbrechen.“ Eine Million Kinder sterben jedes Jahr an Durchfall und ähnlichen Krankheiten, weil sie keine sauberen Toiletten haben. ICON zeigt dem betuchten Sailor Girl, wie man neun schicke Strand-Accesoires (Hut von Missoni, Underwater Ohrhänger und ähnlich Überflüssiges mehr) für dekadente 3.500,00 Euro erstehen kann. Ob sich die Damen, die über den Erwerb eines solchen Sets nachdenken, im Entferntesten vorstellen können, wie man ohne fließendes Wasser lebt? Wer es nur ein paar Meter von der Ferienvilla zum Strand hat, möchte sich nicht mit dem Gedanken belasten, dass Millionen von Mensch täglich kilometerweit für einen Krug voll Wasser durch verdorrte Landschaften laufen. Kleiner Tipp: Man könnte das Geld auch der „World Toilet Association“ spenden. Das wär dann doch mal wirklich dekadent! Zur Website der WTO geht’s hier.
1 Kommentar
Für manchen vielleicht ein bisschen zu krass der Vergleich. Aber wenn man’ s genau betrachtet, stimmt’s schon. Für uns, die wir Wasser im Überfluss und auf Kopfdruck überall und immer haben, scheint’s of keinen Gedanken wert, wie verschwenderisch wir damit umgehen. Und wie knapp oder gar nicht verfügbar sauberes Wasser andernorts ist. Wer sich für die Knappheit und die Kostbarkeit des Elemtes Wasser interessiert, dem mag der Film “Watermark” ans Herz gelegt sein:
https://www.kino.de/kinofilm/watermark/152448
Gänzlich unmoralisierend zeigt der Film einerseits die überwältigende Schönheit des Elementes Wasser, führt andererseits aber auch die beängstigende Knappheit dieser Lebensressource vor Augen. Vielleicht haben ja auch die Herren Talbot & Runhoff Lust auf einen Kinoabend?