Das ist ja mal was ganz Neues: Mit einem verringerten Konsum zuckergesüßter Erfrischungsgetränke kann das Adipositasrisiko gesenkt werden. Um Trinkgewohnheiten hin zum Verzehr zuckerfreier Alternativen zu verändern, sollte das Angebot zuckergesüßter Getränke im Alltag eingeschränkt werden. Das also ist das Ergebnis des Wissenschaftlichen Symposiums der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE), das gestern und heute unter dem Titel “Kohlenhydrate und Ballaststoffe in der Ernährung” in Bonn stattfand. Brauchte es eine hochkarätige Veranstaltung mit 300 Teilnehmern und vielen Top-Wissenschaftlern als Referenten unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Hauner (Technische Universität München), um uns zu sagen: Trinkt weniger Limo, wenn ihr nicht fett werden wollt?
Eine weiteres Ergebnis gab es noch: Großes Potenzial zur Prävention verschiedener ernährungsmitbedingter Krankheiten haben die ohnehin für ihre positiven Effekte im Stoffwechsel bekannten Ballaststoffe. Dazu gibt es eine wunderbare Empfehlung für die persönliche Ernährungspraxis: Bereits der Austausch jeweils einer Portion Toastbrot gegen Vollkornbrot und Nudeln gegen Vollkornnudeln erhöht die Ballaststoffzufuhr um sieben Gramm. Wer hätte das gedacht? Das habe ich doch irgendwann vor 30 Jahren schon mal gehört. Geht man nach der gestrigen Pressemeldung der DGE zum Symposium, die mich heute per Mail erreicht, waren das die zentralen Erkenntnisse der Veranstaltung (..was anderes sollte eine Pressemeldung zu einem Symposium sonst enthalten??). Wenn dem so ist, dann ist das dürftig!
In der Pressemeldung heißt es noch: Experten aus Ernährungswissenschaft, Medizin und Praxis formulierten auf der Basis gesicherten Wissens Ernährungsempfehlungen, die Fachkräften, Medien und interessierten Verbrauchern eine nützliche Hilfestellung sind und zur Gesundheitsförderung in der Bevölkerung beitragen. Wenn die zitierten Banalitäten der kleinste gemeinsame Nenner sind, auf den man sich „auf der Basis gesicherten Wissens“ einigen kann, dann hat die Ernährungsforschung vielleicht doch versagt – und die DGE ist überflüssig. Zur aktuellen Diskussion über eine nötige Neubewertung der Relation von Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß in unserer Ernährung im Sinne einer Low Carb Kost, wie sie von Experten wie dem Münchner Ernährungswissenschaftler Dr. Nicolai Worm gefordert wird, verliert die DGE dagegen kein Wort – obwohl das Tagungsthema „Kohlenhydrate“ ein idealer Aufhänger dafür gewesen wäre. Offensichtlich hält man es nicht für nötig, über diese Dinge öffentlich zu reden – oder glaubt man, die Öffentlichkeit sei für die Erörterung der Sachlage zu dumm? Eine Stellungnahme der DGE zu diesen aktuellen Fragen wäre mehr als überfällig. Schließlich ist es Aufgabe der DGE, „ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln und die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland durch gezielte, wissenschaftlich fundierte und unabhängige Ernährungsaufklärung und Qualitätssicherung zu fördern.“ Fazit: Zumindest weiß der Leser nach diesem Symposium bzw. der aktuellen Pressemeldung, dass die DGE (k)ein Saftladen ist.
(Recherchiert man die Pressemeldung nach, findet man hier eine Langversion. Die reißt es aber auch nicht wirklich raus.)