Statt Griechenland zu retten, sollte sich die deutsche Politik besser um die Versorgung der EHEC Opfer kümmern. Nein, nicht um die Infizierten. Um die kümmert man sich ja nach bestem Wissen und Gewissen im Gesundheitssystem. Sie sollte sich kümmern um all die anderen Opfer. Um die Millionen von Betroffenen, die jetzt schon Schlange stehen und mit betrübter Jammermiene die Hand aufhalten. Gemüsebauern, Bio-Bauern, Sprossenzüchter und die Landwirte überhaupt. Sie alle sehen sich ohne staatliche Hilfen vor dem Aus. Biogasproduzenten, die Fleischwirtschaft und Miststreuerhersteller sind von massiven Kollateralschäden betroffen, die ohne finanzielle Hilfen kaum zu bewältigen sind. Ärzte, Pflegepersonal und Krankenwagenfahrer verlangen Entschädigung für zahllose unbezahlte Überstunden. Seit gestern reiht sich nun auch noch der deutsche Handel in die Schlange der Mühseligen und Beladenen ein.
“Alle Branchen müssen gleich behandelt werden”, sagte Kai Falk, Sprecher des Handelsverband Deutschland (HDE) der taz. Die Europäische Union zahle auch 210 Millionen Euro für Gemüsebauern. “Man kann nicht mit zweierlei Maß messen, wenn es um Kompensationen geht. Der Handel ist auch Teil der Lebensmittelkette.” Er habe wegen der EHEC-Krise bei manchen Produkten bis zu einem Drittel weniger eingenommen. – Schluchz, Schnief, wie es mich dauert, das Schicksal von REWE, Edeka, und Co.!
Und wer kommt morgen zu den Bedürftigen dazu? Wie aus gut informierten Kreisen verlautet, stehen gestresste Gesundheits- und Agrarpolitiker, der Verband der Hypochonder und die Vegetarier mit ihren Forderungen schon vor der Tür. Die Abwrackprämie ist out. Es lebe die EHEC-Aufbauprämie – Schmerzensgeld für alle, die EHEC fehlerfrei buchstabieren können. So könnte der Killerkeim zu einer neuen, breit gestreuten Konjunkturspritze führen. Es lebe der Aufschwung – der dank der neuen Aufbauprämie sozusagen im Keim erwacht.